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Geschichte der deutschen Sportmedizin

Sportmedizin zwischen Sport, Wissenschaft und Politik

Sportmedizin zwischen Sport, Wissenschaft und Politik – eine deutsche Geschichte Sportmedizin zwischen Sport, Wissenschaft und Politik – eine deutsche Geschichte

Die institutionalisierte Sportmedizin ist eine Sportmedizin, die einem steten Wandel ausgesetzt war und ist. Ein Wandel, der sich zwischen den Polen Sport, Wissenschaft und Politik abspielt und immer wieder durch gesellschaftliche Entwicklungen beeinflusst wurde. Eine dieser Entwicklungen war die Vergabe der Olympischen Sommerspiele 1972 nach München. Im Zuge der Vergabe der Spiele wurde auch das BISp gegründet und mit seiner Gründung die Sportmedizin ein bedeutender inhaltlicher Teil des Bundesinstituts.

Ausgangspunkt für das Forschungsprojekt „Geschichte der deutschen Sportmedizin“ waren unter anderem Erkenntnisse aus dem umfassenden Forschungsprojekt zur westdeutschen Dopingvergangenheit mit dem Titel „Doping in Deutschland von 1950 bis heute aus historisch-soziologischer Sicht im Kontext ethischer Legitimation“ (Kurztitel: Doping in Deutschland). Es zeigte sich innerhalb dieses Forschungsprojekts, dass die Rolle der Sportmedizin und seiner ProtagonistInnen in der behandelten Thematik eine besondere war und es einer weiteren wissenschaftlichen Bearbeitung bedurfte. In dem fast dreijährigen Projektzeitraum ist es dem Forscherteam um Herrn Prof. Michael Krüger von der WWU Münster gelungen, die Entwicklung der Sportmedizin in Westdeutschland und zudem in einem eigenen Kapitel die Entwicklung der Sportmedizin in der DDR kritisch-historisch zu beschreiben. Für die westdeutsche Sportmedizin erfolgte dies auch ausdrücklich für den Zeitraum nach der Wiedervereinigung.

Die methodischen Schwerpunkte der Forschungsarbeiten lassen sich wie folgt charakterisieren:

  • Intensive Auseinandersetzung mit der nationalen und internationalen Fachliteratur zur Geschichte der Sportmedizin
  • Systematische Erforschung bislang wenig beachteter oder unerschlossener Quellen
  • Erstellung einer Datenbank der vom Kuratorium für sportmedizinische Forschung sowie dem BISp geförderten sportmedizinischen Forschungsprojekte
  • Zeitzeugengespräche


    Sportmedizin zwischen Sport, Wissenschaft und Politik – eine deutsche Geschichte

    Michael Krüger, Stefan Nielsen, Christian Becker, Lukas Rehmann
    Hellenthal 2019, 978-3-86884-546-4, 405 Seiten, € 64,80

    Der Band fasst die Ergebnisse eines mehrjährigen Forschungsprojekts zur Geschichte der Sportmedizin in Deutschland zusammen. Die Forschungen beruhen auf der Auswertung bisher unbekannter Originalquellen. Der Schwerpunkt lag auf der Entwicklung der Sportmedizin in Ost- und Westdeutschland nach 1945.

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Ausgewählte Erkenntnisse der Forschungsarbeiten:

  • Bis zur Zäsur in der 1970er Jahren leistete die Sportmedizin ihren Beitrag zur damals vorherrschenden politischen Sicht auf den Sport, im Sinne einer Verbesserung der allgemeinen „Volksgesundheit“. Mit der Vergabe der Olympischen Spiele an die Stadt München wandte man sich nun verstärkt dem Leistungssport zu. Dieser Wandel hatte auch Auswirkungen auf den Bereich der Forschungsförderung: War bis 1970 eine breitensportorientierte „Grundlagenforschung“ und damit eine Forschung maßgebend, die mit den Zielen des Verbandes in Einklang stand, so setzte mit der Gründung des BISp die leistungssportorientierte „Zweckforschung“ ein.

  • Erste Anzeichen, dass die Sportmedizin Kernbereiche ihrer Existenz an die Allgemeinmedizin verlor, werden bereits in den 1950er/1960er Jahren ausgemacht. Weiter verstärkt wurde dies dann in den 1990er mit Aufkommen der Präventionsmedizin

  • Weiter stellt die Projektgruppe fest, dass „sich die deutsche Sportmedizin nicht um eine definitorische Klärung des Begriffs „Leistungsmedizin“ bemüht“ hat, obwohl dies als dritte Säule der Sportmedizin, neben der Präventions- und der Rehabilitationsmedizin, aufgefasst wurde. Es war nicht erkennbar, dass das verstärkte Engagement im Leistungssport zu einer Vernachlässigung des Präventions- und Rehabilitationsbereichs geführt hat. Viel mehr konstatieren die Autoren, dass sich eine Ausdifferenzierung zwischen den einzelnen Anwendungsfeldern vollzieht.

  • Die Dopingvorwürfe gegen einzelne Sportärzte belastete ungefähr ab dem Jahr 1990 das Verhältnis zwischen Politik und Sportmedizin. So verloren die LeistungsmedizinerInnen vermehrt an Gewicht, da Doping in der Politik zunehmend als rechtliches und pädagogisches Problem wahrgenommen wurde und weniger als medizinisches. Sportmedizinische Expertise war nun allenfalls noch bei den Themen Prävention und Rehabilitation sowie im Nachwuchsleistungssport gefragt. Zudem benannte der damalige Innenminister Zimmermann die Mitverantwortung der Ärzte beim Thema Doping: „Die Dopingfrage sei ein Schlüsselproblem der ärztlichen Fürsorge. Ein Athlet könne sich niemals alleine dopen, sondern die Mitwirkung des Arztes sei dazu erforderlich.“

  • Die Einführung der Facharztrichtung „Sportmedizin“ in der ehemaligen DDR war nach Ansicht der „Gesellschaft für Sportmedizin der DDR“ ein wichtiger Schritt zur Anerkennung als gleichberechtigtes Fach der Medizin. Diese Anerkennung führte zugleich zu einer Verbesserung der personellen und materiellen Situation der Sportmedizin in der DDR. Die DDR-Sportmedizin besaß dabei einen klaren politischen Auftrag, welcher dem Ideal der Forschungsfreiheit widersprach. Außerdem war sie von Staats wegen auch in die Dopingforschung und Dopingpraxis eingebunden; ebenso wie die pharmazeutische Industrie der DDR. Dieser Bereich unterlag größter Geheimhaltung und war lange Zeit nur einem sehr kleinen Kreis damit befasster Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekannt.

Diese und zahlreiche weitere Erkenntnisse, die aus der umfassenden Arbeit der Forschergruppe hervorgehen, sind zudem in zwei Hauptpublikationen erschienen:

  • Krüger, M., Becker, C., & Nielsen, S. (2016). Sportmedizin in Deutschland: Historische Facetten : ein Werkstattbericht. Hildesheim: Arete-Verl.
  • Krüger, M., Nielsen, S. Becker, C. & Rehmann, L. (2019). Sportmedizin zwischen Sport, Wissenschaft und Politik – eine deutsche Geschichte: Ein Forschungsprojekt zur Geschichte der Sportmedizin. Bundesinstitut für Sportwissenschaft.

Kontakt im BISp

Kontakt

FGL Dopingbekämpfung

Dr. Marc Wonneberger E-Mail an Dr. Marc Wonneberger Telefon +49 228 99 640-9041 +49 228 99 640-9041

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