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Segel Richtung Zukunft

Entwicklung eines Programms zur Begleitung des Offboardings mit dem Deutschen Segler-Verband

Das Schiff zeigt 8 Segelboote des Deutschen Segler-Verbandes auf dem Wasser. Segelboote Deutscher Segler-Verband
Quelle: Nadine Thomas

Projekttyp: Service-Forschung
Projektlaufzeit: 08/2020 - 04/2021

Ausgangslage
Der Ausstieg aus dem Leistungssport, geplant oder unfreiwillig, ist für Athletinnen und Athleten eine bedeutsame Lebensphase. Denn während sie zum Ende ihrer Sportlaufbahn eine Rolle als Expertin oder Experte innehatten, müssen sie diese nun aufgeben und andere gesellschaftliche und persönliche Rollen einnehmen. Nicht bei allen Aktiven geht dieser Übergang mit positiven Gefühlen und erfolgreichen Anpassungsprozessen einher - manche haben deutlich Schwierigkeiten (z.B. Alfermann & Stambulova, 2007; Taylor & Ogilvie, 2001).
Zum Gelingen beitragen können psychologische Schlüsselkompetenzen, die im Sportalltag trainiert wurden. Der Transfer aus dem Sportkontext in die Lebens- und Arbeitswelt scheint dabei jedoch nicht immer zu funktionieren. Eine Ursache mag darin liegen, dass manchen Aktiven das Bewusstsein für die übertragbaren Kompetenzen und ihrer Anwendung in Kontexten außerhalb des Sports fehlen (z.B. Debois, Ledon & Wylleman, 2015).
Entsprechend wird in dieser Phase psychologische Ressourcenarbeit zentral. Das entwickelte Programm nimmt sich dieser Herausforderung an. Erarbeitet und erprobt wurde es mit dem Deutschen Segler-Verband (DSV). Es kann aber auch für viele andere Sportpsychologinnen und Sportpsychologen sowie Sportverbände sehr interessant sein.

Zielstellung
Ziel des Serviceforschungsprojektes der Universität Potsdam (Prof. Dr. Brand) war die Entwicklung, Durchführung und wissenschaftliche Begleitung von Beratungsleistungen für den Perspektivkader (präventiv) und Olympiakader (akut) zur Unterstützung beim Schritt in die nachsportliche Zukunft (Offboarding). In Zukunftsveranstaltungen wurden die Aktiven in der Metareflexion ihrer täglichen Praxis unterstützt, um eine gezielte und konstruktive Auseinandersetzung mit ihren kontextübergreifenden Kompetenzen zu ermöglichen. Das Programm soll zu einer positiven, verbandsinternen Trennungskultur beitragen und nimmt die psychische Stabilität und das Wohlbefinden der Scheidenden in den Blick.
Bei der Programmentwicklung ging es primär um die Ermöglichung erfolgreicher psychologischer Praxis innerhalb dieser wichtigen Phase sportlicher Laufbahnen. Sie wurde wissenschaftlich zum Zweck des späteren Wissenstransfers begleitet. Das Vorgehen kann demnach Vorbild für entsprechende Zusammenarbeiten mit anderen Sportverbänden sein.

Methode
Um Einblick in die psychologischen Kompetenzen zu erhalten, die für die kontinuierliche Entwicklung und Spitzenleistung im Segelsport relevant sind, erfolgte mit dem DSV zunächst die Durchführung einer Anforderungsanalyse (vgl. Benthien, Thomas & Brand, 2022). Als Teilnehmende wurden Personen ausgewählt, die über Expertise im definierten Bereich (Olympisches Segeln) verfügen (Trainerinnen und Trainer, Athletinnen und Athleten). Die gesammelten Informationen wurden im Anschluss gemeinsam in ein Rollenmodell überführt, das in den anschließenden Zukunftsveranstaltungen Anwendung fand. Auf seiner Grundlage wurden mit Methoden der Personalentwicklung individuelle Kompetenzanalysen angeboten, mit den Athletinnen und Athleten ihre „transportierbaren“ Kompetenzen besprochen und Einsatzmöglichkeiten außerhalb des Sports (z.B. in der Arbeitswelt) erarbeitet. Dabei kam unter anderem das Coaching-Tool "Inneres Team" (siehe z. B. Schulz von Thun, 1998) zum Einsatz, das eine gute Selbstreflexion ermöglichen sollte. Das Veranstaltungsformat hatte Gruppencoaching-Charakter und lässt sich bis zu einer Gruppengröße von sieben Personen wirkungsvoll durchführen. Das gesamte Verfahren ist gut in andere Spitzensportverbände übertragbar.

Ergebnis
Ein Kernergebnis des Projekts ist das Rollenmodell für den olympischen Segelsport. Auch wenn es mit dem DSV sportartspezifisch entwickelt wurde, kann es für die sportpsychologische Perspektive und Praxis in anderen Spitzenverbänden sehr interessant sein und als Orientierungshilfe dienen.
Das nachstehende Handout zum Rollenmodell fasst für die Aktiven des DSV die psychologischen Ressourcen einer erfolgreichen Zukunft im und nach dem Spitzensport zusammen. Kurzum: Es macht deutlich, welche unterschiedlichen Rollen und Kompetenzen hinter dem Etikett "Spitzensportlerin" oder "Spitzensportler" stecken.
Für die Aktiven lässt sich das Handout als Arbeitsgrundlage, Hilfestellung und Reflexionstool zur Aufstellung eines "Inneren Teams" verwenden, das insbesondere in der Phase des Übergangs und im nachsportlichen Leben wertvoll sein und Orientierung sowie Halt bieten kann. Zudem lassen sich mit dem Modell Überschneidungen zwischen einzelnen Rollen und der Arbeitswelt deutlich machen.

Handout "Olympi­sches Segeln: Psycho­logische Ressour­cen einer erfolgreichen Zukunft im und nach dem Spitzen­sport – Eine Hilfe­stellung zur Auf­stellung deines "Inneren Teams"

Das Handout zum "Inneren Team" benennt und beschreibt, welche unterschiedlichen Rollen und Kompetenzen hinter dem Etikett "Spitzensportlerin" oder "Spitzensportler" stecken und für den sportlichen Erfolg ausschlaggebend sein können. Es wurde in Zusammenarbeit mit dem DSV für seine Perspektiv- und Olympiakader sowie Ehemalige entwickelt. Das Vorgehen kann aber auch für alle anderen Spitzenverbände gewinnbringen und interessant sein. Mit Blick auf die nachsportliche Zukunft kann das Modell für Athletinnen und Athleten als Reflexionstool dienen, in dem es eine Metareflexion der täglichen Sportpraxis anstößt und Überlegungen in Gang setzt, welche Rollen und Kompetenzen als Ressourcen für eine positive Gestaltung des Übergangs sowie im nachsportlichen Leben wertvoll sein können.

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Antragstellende

Universität Potsdam
Humanwissenschaftliche Fakultät
Am Neuen Palais 10
14469 Potsdam

Wissenschaftliche und fachliche Projektbegleitung
Dr. Nadine Thomas
Dr. Ole Benthien
Prof. Dr. Ralf Brand

Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner

Deutscher Segler-Verband e.V.
Nadine Stegenwalner (Sportdirektorin)

Kontakt im BISp

Kontakt

Ständige Vertretung der Direktorin / Leiterin Fachbereich II / FGL Psychologie

PD Dr. Gabriele Neumann E-Mail an PD Dr. Gabriele Neumann Telefon +49 228 99 640-9022 +49 228 99 640-9022

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