Bundesinstitut für Sportwissenschaft

Navigation und Service

Sie sind hier:

  1. Zur Startseite
  2. Bericht zu den Arbeitskreisen beim 6. BISp-Symposium

24.03.2017 Bericht zu den Arbeitskreisen beim 6. BISp-Symposium

Der Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis sollte im Vordergrund des 6. BISp-Symposiums stehen. Daher wurden Workshops und Arbeitskreise als Organisationsform genutzt, um einen intensiven Austausch und lebhafte Diskussionen zu ermöglichen.

"In dem Arbeitskreis I "Sportmedizinische Aspekte - Prävention und Therapie im Blickpunkt" standen die sportmedizinischen Serviceprojekte im Vordergrund:

Das Projekt "Follow up Schulter" (Projektleiter: Prof. Dr. Ansgar Schwirtz) wurde von Dr. Peter Brucker (DSV / Orthoplus München) vorgestellt:
In einer prospektiven klinischen Beobachtungsstudie zur Epidemiologie von degenerativen Überlastungsschäden und Verletzungen der Schulter- und Ellenbogengelenke bei Speerwerfern sollen Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge erarbeitet und präventive Konzepte entwickelt werden. Langfristiges Ziel ist die Entwicklung von Programmen zur systematischen Verletzungsprävention und die Erstellung von Berechnungsmodellen der individuellen Verletzungswahrscheinlichkeit. Die Erkenntnisse lassen sich sicherlich auch auf weitere Sportarten, bei denen die Schulter extremen Belastungen ausgesetzt ist, übertragen.

Das Projekt "Knieorthese" (Projektleiter: Hannes Lechner, Innovationsmanufaktur GmbH) wurde ebenfalls von Dr. Peter Brucker präsentiert:
Kreuzbandverletzungen sind nach wie vor Verletzungsschwerpunkt Nummer 1 im alpinen Skisport, wenn man die Faktoren Häufigkeit und verletzungsbedingte Ausfallzeit als wichtigstes Bewertungskriterium heranzieht. Um diesem Problem entgegen zu wirken, wurde in dem Projekt "Entwicklung eines Knieprotektors für den alpinen Skirennlauf" von der Innovationsmanufaktur GmbH die "PrävenThese", eine auch präventiv zu tragende Knieorthese, die das Risiko von Kreuzbandverletzungen senken kann, entwickelt. Ziel des Projektes ist es, durch eine neuartige Gelenklösung die Akzeptanz für die "PrävenThese" bei den Athletinnen und Athleten so zu steigern, dass sie dauerhaft und nicht nur während der Reha- und Wiederaufbauphase getragen wird.

Frau Dr. Anne Hecksteden von der Universität des Saarlandes stellte das Serviceforschungsprojekt "Impfen" (Projektleiter: Prof. Dr. Tim Meyer, Universität des Saarlandes) vor:
Es existieren anekdotische und vereinzelte experimentelle Hinweise, dass Leistungssportlerinnen und -sportler als Folge ihres langjährigen Trainingsprozesses eine eingeschränkte Immunfunktion aufweisen können. Dies kann sich nachteilig auf die Infektabwehr aber auch auf Impfreaktionen auswirken. Ein adäquates Impfmanagement wird zusätzlich durch mögliche akute Auswirkungen von Trainingsbelastungen erschwert, die neben einer Beeinträchtigung der Immunreaktion auch zu vermehrten Impfnebenwirkungen führen können. Im Rahmen dieser Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Tim Meyer soll der unmittelbare Einfluss der intensiven sportlichen Aktivität auf die Ausprägung der Immunantwort nach einer Influenza-Impfung quantifiziert werden. Es werden Erkenntnisse im Hinblick auf ein optimiertes Impfmanagement im Leistungssport erwartet.

In allen drei vorgestellten Service-Forschungsprojekten im Arbeitskreis "Sportmedizinische Aspekte - Prävention und Therapie im Blickpunkt" waren für die Beantragung sowie für die Durchführung die vorhandenen persönlichen Kontakte im regionalen Umfeld entscheidend. Es kristallisierte sich ebenfalls heraus, dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen allen Partnern im Projekt eine zwingende Voraussetzung ist/war, um für alle Seiten ein erfolgreiches Ergebnis zu erzielen.

Foto zeigt BISp-Symposium 2017 Arbeitskreis II 6. BISp-Symposium "Zwischen Sportplatz und Labor – Universitäten als Partner des Spitzensports"
BISp-Symposium 2017 Arbeitskreis II BISp-Symposium 2017 Arbeitskreis II Quelle: BISp

Der Arbeitskreis II beschäftigte sich mit der "Diagnostik und Trainingssteuerung als Einheit - innovative Ansätze".

Prof. Dr. Kiros Karamanidis (London South Bank University/ DSHS) stellte zusammen mit Dr. Falk Schade vom Olympiastützpunkt Rheinland den "Einsatz eines mobilen Muskel-Sehnen-Funktionslabors zur Strukturanalyse im Spitzensport" vor und zeigte direkt die praktische Anwendung des Geräts:
In dem Projekt werden zusammen mit den OSPs Rheinland und Hessen, dem DLV und der Leichtathletikabteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen die biomechanischen Eigenschaften der Muskel-Sehnen-Einheit sowie die Konzentrationen weiblicher Sexualhormone bei Spitzensportlerinnen aus leichtathletischen Sprint- und Sprungdisziplinen untersucht. Dysbalancen sollen identifiziert und Ansätze für die Trainingssteuerung zur Prävention von Sehnenverletzungen gemeinsam mit den Trainerteams abgeleitet werden. Sowohl für die beteiligten OSPs als auch für den DLV stellt die mobile Muskel-Sehnen-Diagnostik eine relevante Maßnahme zur Optimierung der Athletenbetreuung dar.

Prof. Dr. Wilfried Alt (Universität Stuttgart) präsentierte mit der Unterstützung von Dr. Dieter Bubeck (OSP Stuttgart) die "Analyse der Belastungs- und Anforderungsstruktur im olympischen BMX Rennsport":

Foto zeigt Dr. Dieter Bubeck (OSP Stuttgart) 6. BISp-Symposium "Zwischen Sportplatz und Labor – Universitäten als Partner des Spitzensports"
Dr. Dieter Bubeck (OSP Stuttgart) Quelle: BISp

Das Projekt soll zur Aufklärung der Leistungsstruktur im BMX-Sport beitragen. Die komplexe Anforderungs- und Belastungsstruktur im BMX Rennsport soll mittels Kennziffern der inneren und äußeren Wettkampfbelastung sowie der dazu notwendigen konditionellen und koordinativen Anforderungen erfasst werden. Daraus sollen trainingsdidaktische Sollwerte und trainingsmethodische Kennziffern für die Belastungsgestaltung im Training abgeleitet und in Handlungsempfehlungen für Trainerinnen und Trainer überführt werden.

Prof Dr. Alexander Ferrauti (Universität Bochum) stellte zusammen mit dem Praxispartner des DTB, Klaus Eberhard, das Projekt "Der schnelle Arm im Tennis - trainings- und bewegungswissenschaftliche Analysen zur Optimierung der Aufschlagqualität im Nachwuchsleistungstennis" vor:
Das Projekt baut auf der nachweislich gestiegenen leistungslimitierenden Bedeutung der Aufschlagqualität auf. Alters- und geschlechtsspezifische Kenntnisse über die erforderlichen allgemeinmotorischen und konditionellen Voraussetzungen sowie über technisch-taktische Charakteristika einer erfolgreichen Bewegungsausführung verschiedener Aufschlagvarianten fehlen jedoch. In einem integrativen und komplexen Untersuchungsansatz sollen Interventionsmöglichkeiten zur frühzeitigen und zielgerichteten Verbesserung der Aufschlagqualität erarbeitet werden. Diese sollen in den aktuell zu erstellenden Online-Lehrplan des DTB einfließen.

Eine flexible Projektdurchführung sowie die Mitnutzung bzw. eine gemeinsame Infrastruktur wurden innerhalb des Arbeitskreis II als Empfehlungen formuliert um die Zusammenarbeit innerhalb der Kompetenzverbünde in Zukunft noch erfolgreicher gestalten zu können. Des Weiteren wurde die Arbeit mit den Olympiastützpunkten positiv hervorgehoben und es als förderlich angesehen, wenn Personen und Positionen institutionell verankert sind (OSPs, UNIs).

Der Arbeitskreis III stand unter der Thematik "Sporttechnologie der Zukunft - Algorithmik, Messtechnik & Mechanik".

Im Vortrag im Bereich "Messtechnik" wurde ein neuer innovativer Skimessstock, welcher unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Niels Modler (TU Dresden) entwickelt wird, von Robin Höhne (TU Dresden) und Dr. Axel Schürer (IAT) vorgestellt:
Hierbei soll im ersten Schritt die grundlegende Funktionalität nachgewiesen und ein erster, funktionstüchtiger Prototyp erarbeitet werden. Im Gegensatz zu existierenden uniaxialen Messungen versucht man durch den Einsatz von Dehnmessstreifen die komplexen Verformungen des Skistockes während der Schubbewegung besser zu verstehen. Darüber hinaus bietet der verfolgte Ansatz ein hohes Potential für eine signifikante Gewichtsreduzierung und damit für die zukünftige Nutzbarkeit des Monitoringsystems im Wettkampf.

Unter dem Stichwort "Algorithmik" stellten Prof. Rainer Lienhart und Dan Zecha (beide Universität Augsburg) und Stefan Fuhrmann (OSP Hamburg) das Projekt mit dem Titel "Leistungsdiagnose von Freiwasser- und Beckenschwimmern im Strömungskanal mittels hochmoderner tiefer neuronaler Netze" vor und gaben dabei einen ausführlichen Einblick in das Projekt:
Es wurde die Entwicklung einer vollautomatische Videoanalyse vorgestellt, die zyklische Strukturen erfasst und daraus kinematische Parameter bestimmt. Die auf der Technik der neuronalen Netze basierende innovative Videotechnologie findet im Schwimmen nur eine von vielen Anwendungsmöglichkeiten im Sport zur Analyse von sportlichen Techniken.

Das dritte vorgestellte Serviceprojekt zur "Mechanik" von Prof. Dr.-Ing. Eckehard F. Moritz beschäftigt sich mit der Modifikation des Systems Fuß-Pedal im Bahnradsport. Ziel ist es, zum einen die mechanische Anbindung und die damit verbundene Kraftübertragung zu optimieren. Zum anderen soll durch die neue Verbindungsform zwischen Schuh und Pedal das aerodynamische Verhalten verbessert werden.

Bei allen drei Projekten konnten nur durch die Integration geeigneter Kooperations- und Netzwerkpartner sowie die enge Zusammenarbeit mit der Sportpraxis spezifische Lösungen für die Athleten entwickelt werden. Bei diesem Prozess möchten sich die Hochschulen sowie andere Institutionen gerne noch intensiver in die Unterstützung miteinbringen und benötigen daher mehr Informationen über die speziellen Problemstellungen und Bedürfnisse des Spitzensports. Gerade im technischen Bereich besteht ein immenser Wissensstand in den entsprechenden Kerndisziplinen, der zum Teil nur an die sportartspezifischen Anwendungen adaptiert werden muss (eine Basis für diese Anforderungsdefinition existiert bereits auf wiss-netz.de und wird aktuell weiter ausgebaut).

Mit sportpsychologische Themen setzte sich der Arbeitskreis IV "Coaching – Schlüssel zu unbekannten Potentialen" auseinander.

Dr. Kathrin Staufenbiel, Prof. Dr. Bernd Strauß (beide Universität Münster) und Marc Kiefer (DBS) nehmen sich in ihrem Projekt gemeinsam mit dem DBS der Entwicklung einer sportpsychologischen Rahmenkonzeption sowie der fachlichen Weiterentwicklung der Sportpsychologie im Spitzensport für Menschen mit Behinderungen an. Damit soll u. a. eine nachhaltige und systematische Anwendung der sportpsychologischen Betreuung für die paralympischen Kaderathletinnen und -athleten etabliert werden.

Das Projekt von Dr. Wolfgang Klöckner (new intelligence) und Uli Forstner (DHoB) zum Systemischen Prozess-Coaching zielt darauf ab, Bundestrainern und der Führungsspitze des DHoB für ihre Kommunikation untereinander sowie für ihre unmittelbare Trainings- und Wettkampfsteuerung außerhalb der herkömmlich wissenschaftsdisziplinspezifischen Herangehensweise und direkt in ihrem Zuständigkeitsbereich, Beobachtungswissen und daraus abgeleitete Interventionsstrategien und Handlungsinstrumente zur Verfügung zu stellen. Dazu wird das im Verband bereits seit 2013 eingesetzte Systemische Prozess-Coaching in Bezug auf seine Auswirkungen reflektiert und diese komplexe "Methode" schrittweise als Beobachtungs- und Beratungsverfahren für Trainerinnen und Trainer und Mannschaften im DHoB eingeführt.

Markus Finck (Trainerakademie) präsentierte mit der Unterstützung von Dennis Drieschner (Trainerakademie) ein neu entwickeltes videobasiertes Feedbacktool mit Anwendungssoftware (App), welches die Analyse von Trainerverhalten während der Trainingseinheiten (TE) durch Experten erfasst, dokumentiert und prozessintegriert steuert (Projektleitung Prof. Dr. Harald Lange, Universität Würzburg). Die Trainerinnen und Trainer erhalten konkrete Rückmeldungen zu ihrem Verhalten während der Durchführung der TE in verschiedenen Merkmalsbereichen, wie z. B. Feedbackverhalten und Korrekturverhalten. Hinterlegt wird die App mit speziellen Lehr-/Lernarrangements zur Optimierung des Trainerverhaltens.

Den Akteuren (Sportlern, Trainer etc.) Updates zum Projekt zu liefern, wurde innerhalb des Arbeitskreises von allen beteiligten Personen als eine Möglichkeit zur Förderung der Nachhaltigkeit und des Wissenstransfers gesehen. Zudem sind eine gute Zusammenarbeit zentraler Personen sowie die Wertschätzung der Expertise des Kooperationspartners entscheidend für erfolgreiche Kooperationsnetzwerke.

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK